Man könnte nun zum x-ten Mal den Untergang des Abendlandes heraufbeschwören, weil sich Hip Hop nicht mehr wie in den 1990er Jahren anhört. Dann könnte man den State-Of-The-Art mit vergangenen Mind-States vergelten, die immer schon merkwürdige Aufteilung »Underground« und »Mainstream« vornehmen und zum Fazit kommen, dass früher alles besser war. Pierre Sonality, heute kraszester Funkverteidiger und im Jahr 2009 erstmals mit »Kein HipHop Fame« im Auftrag real-keepender Glückseligkeit in Erscheinung getreten, bediente schon damals derlei Gedankengänge. Übrigens, auf richtiger Audio-Kassette und bereits mit Schwerpunkt auf klassiszistischer Instrumental-Architektur der Pete Rock’schen Machart. Doch der Kniff dieser eigentlich latent-hängengebliebenen Herangehensweise lag und liegt im Detail: Wo andere Boombap-Zurückbringer sich in verkrampft-politischen und pseudo-kritischen Aussagen verheddern, versteckt man hier verbal-injurierende Insider und Seitenhiebe aus 30 Jahren deutscher HipHop-Historie zwischen dem Bumm und dem Tschakk. »Ihr ruft: »Richtiger Rap ist back«/ Ihr seid nicht old-school, ihr kennt noch nicht einmal STF.« Neben den 35 zweiminütigen Tracks, muss der Hörer zweifelhafte Interview-Ausschnitte von Ferris MC interpretieren oder sich den intellektuellen Anregungen älterer JUICE-Leserbriefe aussetzen. Herrlich unkorrekt, das. Vier Jahre später ist der Untergang des Abendlandes immer noch nicht eingetreten, aber HipHop hört sich wieder mehr wie in den 90er-Jahren an und »KHHF« wird auf Vinyl veröffentlicht. Ein bisschen wie früher. Nur besser.
Kein Hip Hop Fame