Als würde man Ratten beim Bumsen auf dem Dachboden zuhören, während ein provokanter, Luftballon-reibender Dreijähriger einem direkt in die Augen guckt. Wer nach den ersten viereinhalb Minute von »Un Monde Lacéré« weiterhört, ist ein hoch interessierter, belastbarer Mensch, der mehr am Experiment interessiert ist als am Ergebnis. So eine:r kennt auch Pierre Henry und weiß, dass da nicht unbedingt einfache Musik bzw. manchmal auch gar keine Musik stattfindet, wo der Mann komponiert. »Un Monde Lacéré« ist eine bislang unveröffentlichte Arbeit, die Henry dem französischen Künstler Jaques Villeglé widmete, der vor allem Plakate zerriss und sie wieder neu zusammenbebbte. Bei Henry analog dazu: Fetzen von Klängen; eigentlich ist alles kaputt, die Fahrradklingel, der Vogel, der Computer, der Wäscheständer, die Katze, alles am Arsch, zerrissen eben und hier von Henry auch nicht wieder zu neuem Leben verklebt. Museen sind ja aktuell geschlossen, da holt man sich so eine Schallplatte nach Hause, und fühlt sich beim Prinzenrollen-Snacken kurz als Teil der Avantgarde. Eigentlich einfach die Vertonung einer Rube-Goldberg-Maschine, fällt mir gerade noch ein. Sorry, das hätte auch gereicht.
Un Monde Lacéré