Adrian Younge, die eine Hälfte des »Jazz Is Dead«-Aufklärungsprogramms für junge und alte Cordhosenträger:innen, hat sich in unserem Interview von 2021 selbst als Aktivist bezeichnet. Damit tritt er in die großen Fußstapfen, die etwa die beiden Ehrengäste der 16. Ausgabe der Reihe, Phil Ranelin und Wendell Harrison, hinterlassen haben: Auf und neben den Jazzbühnen für Veränderung zu sorgen. Bei Ranelin und Harrison begann das damals aus einem gewissen Eigennutz heraus: Wenn uns die Plattenbosse schon die Butter vom Brot nehmen, die wir als Posaunist (Ranelin) und Saxofonist (Harrison) überhaupt erst darauf gespielt haben, dann nehmen wir »denen da oben« doch einfach das weg, was sie nicht ersetzen können: die Kunst, das Können, das Talent, die Liebe. Anfang der Siebziger gründeten sie mit Tribe Records eines der ersten von Künstlern betriebenen Plattenlabels überhaupt; und das auch noch von zwei Schwarzen. Die Wirkung ist bis heute spürbar: Als Folie hat Tribe vielen Labels das (Über-)Leben gesichert. Dass sie nebenbei auch noch hervorragende Musiker waren und sind, gerät dabei manchmal in Vergessenheit. Hier beweisen sie es mit Modal-Jazz-Arrangements, die lässig und cool von der Hand gehen. Gespickt mit Latin-, Rhythm&Blues- und Spiritual-Momenten mal wieder top und nur ein weiterer Beweis dafür, dass der Titel der Werkserie sich glücklicherweise immer wieder als falsch erweist: Jazz is NOT dead!
Ebo Taylor, Adrian Younge & Ali Shaheed Muhammad
JID022
Jazz Is Dead