Gestrichenes Blech etwas, das in der Improv-Musik zu den etablierten Spielweisen gehört. Ganz andere Obertöne gibt das dann als beim Drauhauen. Im Fusion-Jazz ist so eine Geste eher ungewöhnlich. Beim Jazzklassiker „Vibes From the Tribe“ des Posaunisten Phil Ranelin aus dem Jahr 1976 ist ein schrammender Beckenklang das erste, was es zu hören gibt. Auch der Rest des Titelstücks in Präludiengestalt, mit dem das Album anhebt, hat nicht viel mit Funk-Wucht zu tun, es ist eher ein sumpfiger Groove, bei dem man an Mangroven oder andere Gebiete mit hoher Luftfeuchtigkeit zu denken geneigt ist. Gut, Detroit, wo Phil Ranelin seinerzeit aktiv war, hat viel Wasser um sich herum. Trotzdem haben die danach folgenden „Sounds from the Village“ mit ihrer höheren Knarzdichte mehr von dem, was man in gut voreingenommener Manier als „urban jazz“ oder ähnliches klassifizieren würde. Damit nicht genug, gibt es mit „Wife“ einen Abstecher zum balladesken Soul-Jazz, das aber mit einer so herrlich verkringelten Melodie, dass man erstens nichts zu meckern und zweitens den Eindruck hat, dass da jemand am Klavier für die Stimme komponierte, ohne groß auf deren Gepflogenheiten Rücksicht zu nehmen. Vielseitigkeit mit derart vielen Kanten, dass sie in sich wieder eine Stimmigkeit ergeben, ist einer der Vorzüge der Platte, was ein Grund dafür sein dürfte, dass nach dem ersten Reissue durch das verdienstvolle Label Hefty von 2001 die aktuelle Version von Now-Again die vierte oder fünfte Neuauflage sein dürfte. Und vom 18-minütigen Formwandler-Klops „He’s the One We All New Parts 1 & 2“, der die zweite Seite füllt, haben wir noch gar nicht gesprochen.
Vibes From The Tribe