Oliver Barrett ist ein wahrer Tausendsassa. Sowohl ein Electronica-Nerd wie Max Cooper als auch die Post-Metaller von Cult Of Luna schätzen ihn als Remixer; als Mitglied der Band Bleeding Heart Narrative werkelt er an epischen Indie-Pop-Hymnen; unter seinem Klarnamen mixt er Celloimprovisationen und Noise; und außerdem wäre da ja noch das Elektroakustik-Projekt Glottalstop, bei welchem Barrett ebenfalls die findigen Finger im Spiel hat. Sein Hauptoutlet Petrels vernachlässigt er darüber jedoch keineswegs. Nachdem er sich mit den beiden Konzeptalben »Haeligewielle« und »Onkalo« sowie der EP »All Things In Common« als versatiler Produzent, der sich in harmonischen Drones, Minimal-Music-Referenzen und Ambient-Techno ebenso stilsicher bewegt wie er mit knacksenden Field Recordings, Chorpassagen und zittrigen Streichern dichte Atmosphäre schaffen kann, bewiesen hat, lud er im Laufe des vorigen Jahres nach und nach Tracks auf seinen Bandcamp-Account, die jetzt von Oliver Barretts Stammlabel Denovali auf gleich zwei 12“ gepresst wurden. Auf »Mima« folgen mit » The Silver Chimney Club/Wat Tyler« zwei längere Stücke, die nach dem Abschluss der Arbeit an »Onkalo« enstanden. Es sind zwei ruhige, noisige Kompositionen mit persönlicher Dimension: Das 17minütige »The Silver Chimney Club« ist Barretts Großvater Ernest gewidmet und versucht, mit industriellen Plinkersounds und flirrenden Drones dem Leben des Bauingenieurs Tribut zu zollen. Das gut fünf Minuten längere »Wat Tyler« hat, wie so oft bei Petrels, ein historisches Vorbild: Der gleichnamige Bauernführer setzte sich im 14. Jahrhundert bis zu seiner Ermordung für soziale Gerechtigkeit ein – der Bogen zum Großbritannien ist nach Barretts Aussagen schnell geschlagen. Wie die warmen Harmonium-Akkorde, entlang denen sich der melancholische Track entwickelt, seine Geschichte erzählen, wird zwar nicht so recht klar – mit dem Release an sich jedoch untermauert Oliver Barrett seinen Status als einer der vielseitigsten Komponisten dieser Tage.
The Silver Chimney Club/wat Tyler