Egal welchen Brötzmann man tröten hörte, irgendwas war immer dabei. Das hing auch mit jenen Leuten zusammen, die neben dem kürzlich verstorbenen Freibläser ihren eigenen instrumentellen Wirkungsbereich bearbeiteten. Mit dem Lautenspieler Majid Bekkas und dem Schlagzeuger Hamid Drake improvisierte Peter Brötzmann Ende 2022 in seiner bevorzugten Formation, dem Trio. Dass vorab nicht viel geprobt wurde, unterlag zwar dem Brötzmannschen Reinheitsgebot, war aber auch seinem Gesundheitszustand geschuldet – der 81-Jährige war an Corona erkrankt gewesen, die Genesung zog sich und ließ sich auch mit den gestählten Lungenflügeln eines Alten Meisters nicht so leicht wegpusten. Weil Brötzmann Brötzmann war, sollte es egal sein. Er prustete zum Geklage von Bekkas, er röhrte zum Gepolter von Drake. Seine Energie, wer weiß, woher sie an diesem Abend kam. Vielleicht verfolgte er auch einfach nur seinen eigenen Geist. Wer bei diesem Abend des Jazzfestivals in Berlin dabei war, fing ihn jedenfalls ein – danach wurde lange geklatscht. ACT bringt nun den Mitschnitt des Konzerts und alle seine Klatscher unter dem Titel »Catching Ghosts«. Wer hinhört, erlebt Peter Brötzmann in seinen letzten Atemzügen – und es war immer was dabei.
Natural Information Society
Since Time Is Gravity
Aguirre