Mit dem Namen Pauline Oliveros verbindet sich bevorzugt ein einziger Begriff, der des »Deep Listening«. Dass es für die Pionierin des avancierten Drones eine Zeit vor dem vertieften Hören gab und auch eine danach, kann darüber leicht vergessen werden. Als die Komponistin 1982 ihr Album »Accordion & Voice« veröffentlichte, ihre erste Soloplatte als Performerin, hatte sie jedenfalls längst eine beachtliche Karriere als Tape- und Synthesizer-Pionierin hinter sich, dass sie als Frau eine der ersten auf dem Gebiet war, gehört ebenfalls zu ihren Verdiensten. Noch vor dieser Zeit hatte sie allerdings schon das Akkordeon als ihr Instrument entdeckt. Mit dem sie auf dieser Platte in zwei ausgedehnten Stücken eine handfeste Vorstellung von langgehaltenen Tönen entwickelte. Es ist eine Vorform des Hörens in die Tiefe der Töne, dem sie nachgeht, inspiriert von der Landschaft rings um ihr Haus, in dem sie damals wohnte. Pauline Oliveros schafft dabei nicht allein eine eigene Welt der Drones, sie zerstreut nebenbei auch etwaige Vorurteile, die man gegen die Kombination Akkorden (»Schifferklavier«) und Gesang (Shanties, anyone?) haben könnte. Stattdessen eine sehr irdische Form der Klangmeditation, mit körnigen Obertönen. Es ist eine strenge und zugleich freie, auf spröde Weise zugängliche, im Kern sehr freundliche Musik.
Accordion & Voice