Review Dance

Paula Temple

Deathvox

R&S Records • 2014

Als Produzentin hat Paula Temple bisher wenig von sich hören lassen. Als Radio- und Club-DJ allerdings ist die Gründerin des Plattenlabels Noise Manifesto weithin bekannt. Ihre Sets sprengen für gewöhnlich rücksichtlos das enge, selbstangeschnürte Korsett von Techno. Stampfen darf es durchaus, aber bitte nicht im läppischen 4-to-the-Floor-Rhythmus. Sondern mit gebrochenen Beats, harschem Sounddesign und Industrial-Anleihen. Das ist eben jene Formel, die sich auch auf ihren wenigen Releases wiederfindet. Nach »Colonized« aus dem letzten Jahr erscheint nun mit »Deathvox« ihre zweite EP auf R&S Records Von ein paar verstreuten Releases unter dem Namen Fragile X abgesehen ist es erst ihre dritte EP nach ihrem Debüt im Jahr 2002 auf Chris McCormacks Materials-Imprint. Vielleicht, so ließe sich in Anbetracht der Komplexität der drei auf »Deathvox« versammelten Tracks vermuten, braucht Paula Temple einfach ihre Zeit. Um die martialischen Grooves zurechtzuschneidern, sie mit Digital-Noise und ihrer eigenen Stimme auszukleiden. Denn der Name des Titelstücks kommt nicht von ungefähr: Paula Temple setzt ihre Stimme als atmosphärisches Instrument ein, als dehumanisierte Soundquelle. Die beiden weiteren Stücke, treffend mit »Monstro« und »Ful« (schwedisch für: hässlich) betitelt, wirken dagegen fast handzahm – und das, obwohl sie wahrscheinlich jedem Warehouse-Rave die Lampen ausschießen würden. Vielleicht braucht Temple einfach ihre Zeit. Solange solche Tracks dabei herauskommen, dann lohnt sich jede Warterei.