Review Jazz

Patrick Shiroishi

I Was To Young To Hear Silence

American Dreams • 2023

28.Oktober 2020, 01:30 Nachts. In Monterey Park, Kalifornien startet Patrick Shiroishi ein Experiment in der Garage eines leeren Restaurants. Saxophon in der einen Hand, Glockenspiel in der anderen, improvisiert er. Nur einen einzigen Take spielt der Klangforscher ein. Das Ergebnis hat alles andere als Laborqualität. Es raschelt im Hintergrund. Die Statik des Aufnahmegeräts ist gut hörbar. Shiroishi stört das nicht. Er publiziert die Ergebnisse unter dem Titel, »I Was To Young To Hear Silence«. Warum? Böse Zungen könnten behaupten, dass die Karriere des Saxophonisten nicht vom Gelingen dieser Studie abhängig ist. Shiroishi ist immens produktiv, in unzähligen Kollaborationen und Teil der renommierten Art-Punk-Vereinigung The Armed. In der Ivy League kann man es sich leisten, Fehlschläge zu veröffentlichen. Doch »I Was To Young To Hear Silence« ist alles andere als misslungen. Es ist eine Herausforderung an Hörgewohnheiten. Shiroishi weiß: Absolute Stille gibt es nicht. Selbst in einer schalldichten Kammer hören wir unseren Atem, unwillkürliche Bewegungen und das Blut in unseren Adern. Stille ist ein Verhältnis zwischen Geräuschen, nicht die Abwesenheit von Schall. Patrick Shiroishi erhebt gar nicht den Anspruch, Null Dezibel zu erzeugen. Die Störung der Aufnahme ist ein integraler Teil der Aufnahme. Gemessen an seinen eigenen Standards, ist Shiroishis imperfektes Experiment also gelungen. Weitere Forschung ist notwendig. Förderung wird empfohlen.