Wenn ein Instrumentalstück wie »Deep Inside You« im treibenden 4/4-Takt erklingt, setzt sofort das Kopfkino ein, wohl wissend, dass dieses Stück Ende der 1970er Jahre einen expliziten Akt in einem Schwulenporno musikalisch untermalte und im Tempo dem Rhythmus des Geschehens angepasst wurde. John Coletti, Besitzer der berühmten Fox Studios in Los Angeles, fand damals in Patrick Cowleys Kompositionen den perfekten Soundtrack für seine Filmchen. Cowley, der gerade nach San Francisco gezogen war, hatte das freie Lebensgefühl und die psychedelische Musikszene aufgesogen wie ein Schwamm. Später arbeitete er an Sylvesters Disco-Hit »You Make Me Feel (Mighty Real)« mit und verlieh Donna Summers »I Feel Love« mit einem 18-minütigen Remix eine neue, ekstatische Dimension.
Patrick Cowley, der 1982 an den Folgen von AIDS starb, wäre dieses Jahr 74 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass erscheint auf dem Label Dark Entries »From Behind« mit unveröffentlichten Stücken aus den Jahren 1980 bis 1982.Titel wie »Ride My See-Saw« oder »Pushin‘ Too Hard« regen noch einmal zu wilden Fantasien an, obwohl die sieben Songs ihre eigene Geschichte haben – allesamt Coverversionen bekannter Garage- und Soul-Klassiker der 60er Jahre.»20th Century Fox«, im Original von The Doors, wird durch Paul Parkers Gesang zur witzigen, leicht kitschigen Umkehrung einer ursprünglich heterosexuellen Liebeserklärung. »Shakin‘ All Over« von The Who im Stil von Giorgio Moroder interpretiert das Stück aus der Sicht eines Aidskranken völlig neu. Das Leben feiern und gleichzeitig seine Vergänglichkeit akzeptieren – manchmal liegen diese Gegensätze überraschend nah beieinander.
From Behind