Die isländischen Zwillinge Ásthildur und Jófríður Ákadóttir klingen auf »Sundur«, ihrem vierten Album als Pascal Pinon so zart und reduziert wie auf ihrem selbstproduzierten Debüt von 2009. Ihr nordländisch interpretierter Folk setzt sich zu gleichen Teilen aus sowohl der Verspieltheit als auch der Intimität von CocoRosie und der verwunschenen Traumwelt ihrer Heimat zusammen. Spielzeuginstrumente, Glocken und Klingeln treffen auf karge Pianoakkorde und elfenhaften Gesang. Pascal Pinons Kammermusik-Lo-Fi ist dabei so verletzlich wie ätherisch, so fragil wie intim, dass man leicht pauschalisierend eine kalkuliert-berechnende Klischee-Erfüllung vermuten könnte. Doch würde man dadurch »Sundur« unrecht tun, denn schlicht zu erfüllend, berauschend und eingängig klingen die elf neuen Songs. So schließt sich der Kreis zum Erstling nur scheinbar, denn eigentlich haben wir es hier mit einer qualitativen Spirale zu tun. Mit den ursprünglichen, minimalistischen Mitteln beweisen die Schwestern ihre inzwischen erworbene Meisterschaft des Songwriting, das sich zwar auf leisen Sohlen anschleicht und eben mit wenigen Zutaten auskommt, sich aber auch umso hartnäckiger in die Gehörgänge einzunisten vermag. Die geradezu zelebrierte Melancholie passt zwar nicht so ganz zu sonnigen Sommertagen, aber der Herbst kommt bestimmt.
Sundur