Neun Jahre sind vergangen, seitdem die italienisch-französisch-schwedische Koproduktion »Mare Nostrum« veröffentlicht wurde. Das Trio des sardischen Trompeters Paolo Fresu mit dem französischen Akkordeonisten Richard Galliano und dem schwedischen Pianist Jan Lundgren wurde schon als Jazz-Supergroup bezeichnet und avancierte zum internationalen Bestseller für das deutsche Label ACT. Der nun erschienene Nachfolger »Mare Nostrum II« ändert wenig an der Erfolgsformel: meditative Chanson- und Tango-Kompositionen prägen das Album, mitunter auch Klassik im Stile eines Erik Satie. Richard Galliano, der von Astor Piazzolla lernte und mit Charlie Haden und Charles Aznavour spielte, bringt mit seinen verschiedenen Handzuginstrumenten wie Bandoneon und Accordina die auffälligste Klangfarbe in diese zwölf Stücke. Fast alle Songs bewegen sich in lyrischen Balladen-Gefilden, nur wenige wie »Leklåt« geraten überhaupt einmal in Midtempo-Terrain. Bei aller geschmackvollen Sanftheit und Melodieseligkeit kommt mitunter das Gefühl auf, dass die drei mit angezogener Handbremse musizieren. Musikern dieser Klasse traut man Stürmisches zu, Ausflüge in unerkannte Gewässer. Doch das Trio hat es vorgezogen, im seichten Wasser des Hafenbeckens liegen zu bleiben.
Amre Nostrum II