Jay Donaldsons spirit animal ist die Deep Dish Pizza, weil nur für die das cholesterinbeschwerte Herz Chicagos klopft. Chicago ist nämlich so etwas wie die geistige Wahlheimat des Briten, der tatsächlich in Berlin lebt, sofern er nicht gerade auf Tour ist. Der käsige Schmalz des Chicagoer House-Sounds tröpfelte aus seiner Debüt-Single »Equation«, die Palms Trax – auch der Name lässt sich eventuell als Anspielung auf das stilprägende Trax-Label aus, richtig, Chicago lesen – überhaupt so weit, was in diesem Falle überall hin heißt, gebracht hat. Auf eine zweite EP bei Lobster Theremin wo »Equation« als Startrampe für Imprint wie Künstler fungierte, und seinem Debüt auf Dekmantel im letzten Jahr kehrt Donaldson nun auf das niederländische Partykollektiv-gone-Label zurück. Nach wenigen Takten ist die Luft mit dem Duft schmelzenden Käses nach Chicagoer Rezeptur erfüllt: Pluckernde Bassline, simpler House-Beat, schillernde Synth-Lines. Eine halbe Verbeugung vor Frankie Knuckles, die andere ist für Ron Hardy reserviert. Auf den Titeltrack der Single »High Point On Low Ground« folgt dann allerdings ein kosmisch angehauchter Sound, der zackige Synth Pop-Sequenzen und Tron-Akkorde mit auf den Weg in die Ekstase nimmt, die sich dann allerdings standesgemäß in flatternden Piano-Chords entlädt. Die Tradition als Topping, sozusagen. »Paws« schmeckt den Kuchen dann jedoch mit Essig, sprich Säure, sprich Acid ab – seit Phuture die nicht mehr ganz so geheime Geheimzutat von entgrenzten House-Entwürfen. Bei Palms Trax allerdings kommt sie nur als rhythmische Essenz und unterster Bodenanstrich vor. Vielmehr schmeckt der Track nämlich nach der scharfen Würze der Claps und dem wolkigen Bouquet der sanft bouncenden Stabs, die aus ihm ein rundes Geschmackserlebnis machen. Jay Donaldsons spirit animal ist die Deep Dish Pizza und »High Point On Low Ground« genauso fett, geschmackvoll und heiß, wie es sein sollte.
High Point On Low Ground