Review

Owen Pallett

In Conflict

Domino • 2014

Dieses Album soll im positiven Sinn eine Annäherung an den Wahnsinn sein. So soll es Owen Pallett gesagt haben. Am Ende sind es dreizehn Kunstlieder geworden, die der Akademie sicher sehr gut gefallen, denen aber jede Emotion fehlt. »In Conflict« hat nichts mit Wahnsinn gemein, sondern steckt in einem zu engen Anzug mit noch engerem Kragen. Die ganze Form ist so komplett steif und steril, dass nicht eine einzige Melodie auch nur irgendwie hängen bleibt. »Song For Five & Six« schraubt sich mit einer penetranten Harmonie aus Synthie ins Hirn, während der Rhythmus sich dazu ein wenig schüttelt. Das mag musikwissenschaftliche Seminare beschäftigen, aber niemanden sonst. Die zugeschriebene Komplexität lässt sich auf »In Conflict« auch nicht ausmachen, obwohl die Songs natürlich anständig arrangiert sind, keine Frage. Aber selbst in »The Secret Seven«, das mal organischer, wärmer, herzlicher ist, bleibt nicht ein Teil, den die Band nicht total ausgekünstelt ausspielt. Einzig »The Riverbed« kommt dann endlich mal an den Wahnsinn ran, ist stürmisch, brennt seine Saiten nieder und hört sich nicht an, als ob es direkt aus irgendeinem Experimentiertheater für Klassik kommt. Es ist natürlich nicht nett, Owen Pallett seine Geschichte der E-Musik und des Klassiks vorzuhalten, doch das ist der einzige Punkt, wo dieses Album sich mal anfühlt, als ob da jemand mit Leidenschaft und nicht mit Notenblatt spielt. Und direkt danach folgt das nächste Experiment, das an die Nerven geht mit »Infernal Fantasy« und einem absaufenden Keyboard. Dann wieder zu kontrolliert und zu weniger freier Lauf. Owen Pallett hätte hier ein durcharrangiertes Lauffeuer liefern können, hätte sich dem Wahnsinn wirklich nähern können. Am Ende ist dieses Album so spannend wie ein Kunstdruck von »Der Schrei« in der Dreizimmerwohnung.