Review

Otto von Schirach

Supermeng

Monkeytown • 2012

Immer wieder und aus unterschiedlichen Anlässen fragt man sich beim Hören von »Supermeng«: »Meint der das tatsächlich ernst oder verarscht der uns alle?« Da sind zum Einen die textlichen Anspielungen auf Comic-Helden (siehe Titel), die natürlich die gesamte Menschheit retten müssen und zwar vor amphibischen Außerirdischen wie man sie aus verschiedenen Verschwörungstheorien kennt; genannt werden sie auch hier Annunaki. Die Nähe von solchen Theorien zur Esoterik wird nebenher auch gleich noch aufgezeigt, erhält von Schirach doch auf dem Cover Injektionen in sein »Drittes Auge«, auf dass er derart erleuchtet mittels Musikproduktion zur Weltrettung schreiten möge. Ebenso überdreht geht es auch musikalisch zu: in Windeseile hopst man hier durch alle Genres der elektronischen Bass-Musik: da eine Dubstep-Bassline und dort eine Kuduro-Anspielung, hier ein aggressiver Grime-Beat, vielleicht noch eine Prise Miami Bass, etwas Rave, Jungle oder Techno – und fertig ist gerade mal ein einziger Track! Nächstes Stück, neuer Wahnsinn. So geht es im Schweinsgalopp durch die zwölf Tracks, bis man zum Schluss atemlos zurückbleibt. Das hat von Schirach bei vergangenen Veröffentlichungen (etwa auf Mike Pattons Ipecac) zwar schon temporeicher und nervtötender vorgetragen, leicht zugänglich ist sein Debüt auf Modeselektors Monkeytown Records aber ganz und gar nicht. Ich glaube ja langsam, der will uns verarschen, aber ernsthaft!