Kanäle sind kurios. Da entscheiden also ein paar Menschen, die Erde mit dem Ziel aufzuwühlen, Wasser durchlaufen zu lassen und machen damit ein paar andere Menschen manchmal sehr wütend. So geschehen beim Bau des Panama-Kanals, so geschehen beim Bau des Suez-Kanals. Auf den ersten Blick hat die gemeinsame EP vom australischen Drone-Meister Oren Ambarchi, dem PAN-Künstler Konrad Sprenger und Phillip Sollmann alias Efdemin für das Ostgut Ton-Ambient-Sublabel A-Ton nur das Offensichtliche mit den beiden Kanälen zu tun, von denen sich die beiden 15 ½- und elfeinhalbminütigen Stücke ihre Namen leihen: Sie fließen dahin, stetig und brav, menschengemacht und doch präzise. Die gerne mal überbetonte Verwandtschaft zwischen Minimal Music und Minimal Techno wird hier in endgültige Form gebracht und doch noch um ein paar Meter zum Ufer hin erweitert. »Panama« sucht mit synkopierten Basstönen, flirrenden Gitarrentönen und Vierviertelklackern ebenso die Nähe zu Steve Reich wie zu frühem Neunziger-Trance, »Suez« könnte direkt aus dem Livity Sound-Roster stammen – blubbernde Bässe verneigen sich Richtung UK, die wirbelnden Sounds schichten sich wie bei Terry Riley. Wütend machen kann das nur diejenigen, die ihre minimalistische Musik, ob Techno oder Sechziger-Avantgarde, am liebsten ohne Höhepunkte mögen. Alle anderen finden hier weniger zwei Kanäle denn vielmehr den perfekten Brückenschlag vor. Solche Stücke lassen sich ebenso gegen Ende eines Closing-Sets im Berghain spielen wie sie live in der benachbarten Halle mit ein wenig Highbrow-Attitüde im Hinterkopf und Orchester im Rücken performt werden könnten. Kurios, und doch verhältnismäßig brav – aber auch sehr geil.
Panama / Suez