DJ-Sein und Crate-Diggin†˜, das wissen wir alle, gehört zusammen, wie Pech und Schwefel. Manche treiben das Sammeln von Vinyl-Raritäten gern in epische Ausmaße und beschränken sich nicht bloß auf die Plattendealer in der Region oder ein bisschen Nebenbei-Diggen im Urlaub, sondern machen den Akt des Sammelns und die anschließende Verarbeitung der Ausbeute zum Konzept. Beispiele wären der Weltenbummler Diplo, der bereits Brasilien, Jamaika und zuletzt die Karibik nach Sounds abgraste oder DJ Shadow, der sich wie ein Mönch wochenlang in Plattenkellern einschließt, ständig auf der Suche nach dem einen Sound. Einer von ihnen ist auch der französische Beatmaker Onra, der uns 2007 mit seinem Album Chinoiseries Pt. 1 mit den Ergebnissen einer langen Reise durch Vietnam und China erfreute. Auf dieser hatte Onra kiloweise Folk- und Pop-Platten aus den 1960er und 1970er Jahren erstanden, die die Grundlage für die samplebasierte Instrumentalplatte des Franzosen darstellte. Ähnlich harmonisch gestaltet sich auch der Nachfolger Chinoiseries Pt. 2, der, wie beim ersten Teil, wieder 32 exotische, aber dennoch sehr funky klingende Instrumentals abliefert. Diese sind von der Track-Länge kurz und knackig und von der Produktion eher skizzenhaft gehalten und folgen musikalisch dem Weg der alten Schule. Wer also meint, dass sample-basierte HipHop-Musik tot wäre, wird hier eines deutlich Besseren belehrt. Der Enkel vietnamesischer Großeltern beweist wie kein zweiter sein Gespür für die Musik aus Südostasien, die er pointiert im HipHop-Kontext einzusetzen weiß.
Chinoiseries Part 2