Es ist nichts Neues mehr, dass sich Pop- und Rock-Künstler aus den westlichen Metropolen mit afrikanischer Musik auseinandersetzen. Sogar auf dem neuen Album von Tokio Hotel notierte ein Kritiker von Spiegel Online zuletzt »heitere westafrikanische Hi-Life-Gitarren«. Auch wenn das ganz sicherlich ein Scherz ist: Der Rückgriff auf afrikanische Musik ist längst im Pop-Mainstream angekommen, und das nicht erst seit Vampire Weekend. In Deutschland ist allerdings der bei allem Respekt souveräne und selbstverständliche Umgang mit Stilen wie Afrobeat, Rai oder Ethio-Jazz alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Onom Agemo & The Disco Jumpers ein Quintett aus Berlin um den Saxophonisten Johannes Schleiermacher, sind da eine der ganz wenigen Ausnahmen. Schon ihr Debüt »Cranes And Carpets« ließ in dieser Hinsicht aufhorchen. Mit »Liquid Love« legt die Formation jetzt ihr zweites Album vor, das in dieser Hinsicht noch einmal Maßstäbe setzt: Ohne je in die Falle von »Weltmusik«-Klischees zu tappen, gelingt ihnen eine Mixtur aus westafrikanischer Polyrhythmik, den Trancen der nordafrikanischen Gnawa-Musik, Psychedelic, Funk und der Energie von Rock, die den Namen Fusion auch verdient. Dabei erweisen sie sich auch noch als exzellente Improvisatoren im Jazz-Sinn. Ein Glück, solch eine Band vor der Haustür zu haben.
Liquid Love