Jetzt also Pop. Daniel Lopatin vulgo Oneohtrix Point Never hat sich für sein jüngstes Album-Kunstwerk ein Zeitalter ohne Spezifika gewählt, daher das unvollständige »Age Of« im Titel. Und sich eigenwillige Mitstreiter gesucht für Liedgut, dem man eine relative Nähe zum Pop durchaus zusprechen kann. Erneut kam Lopatin zusammen mit Anohni (früher Antony von Antony and the Johnsons), der dem Meister des Klangrecyclings, wenn dieser nicht selbst singt, hier und da seine Stimme leiht. Des weiteren unterstützt ihn der Freiform-Trommler Eli Keszler bei seinen Song-Erkundungen. Wobei die Sache zunächst so gar nicht nach Pop klingen will, mit Cembalo-Akkorden und einer aufgeplusterten Opernstimme im Hintergrund, das alles mit kleinen Tonhöhenschwankungen aus dem Computer durcheinandergerüttelt. Danach geht es dann aber wirklich los mit den Songs, sogar mit »richtigen« eingängigen Melodien. In »Babylon« versteckt Oneohtrix Point Never seine eigene Stimme noch hinter Effekten, später kommt Anohni – fast – ungefiltert eindringlich an die Reihe. Dazwischen Miniaturen aus scheinbar gefundenen Klängen, liegengelassenen Tonspuren von früher. Das hat eine Wucht, die nicht in Widerspruch zu Lopatins Vorliebe für Simulationen steht, sondern beide scheinbar heterogenen Dinge überzeugend zusammenführt, als virtualisierte Emotion oder emotionalisiertes Virtuelles.
● »Age Of« von Oneohtrix Point Never findest du bei uns im Webshop: Vinyl LP.
Age Of