Seit über 20 Jahren feilt der in Belgien geborene, in Berlin lebende Musiker Oliver Doerell die Kanten zwischen Jazz, Neoklassik und elektronischer Musik rund. Auch wenn ein, zwei Solowerke in seinem Portfolio gelistet sind, so profilierte er sich doch in erster Linie in Projekten mit anderen Musikern. So war er Teil von Raz Ohara’s Odd Orchestra, bildete zusammen mit Stephan Wöhrmann das Duo Swod, musizierte mit einer ganzen Handvoll Mitmusikern bei Dictaphone. Oliver Doerell ist ein Bastler. In einem Interview aus dem Jahre 2018 nannte er eine mit Gummi bespannte Keksdose sein Lieblingsinstrument. Das luftdichte Vakuum des Labors ist auch Bestandteil des Gros der Musik, an der er beteiligt ist. Diesbezüglich ist »سایه (Sāje)« ein herausragendes Album in seinem Schaffen geworden. Diesmal ist der aus dem Iran stammende, ebenfalls in Berlin lebende Jawad Salkhordeh sein Gegenüber. Durch dessen Einsatz eines persischen Instrumentariums von Tombak bis Setar wendet sich die Musik der Welt zu. Zusammen mit atmosphärischen Field Recordings entsteht so ein Raum unter freiem Himmel, aber geschützt, durch Konturen abgegrenzt, ein Schatten (persisch: »سایه (Sāje)). Diesem Wechselspiel von Innen und Außen kann man sich nur schwer entziehen.
Saje