»Because something is happening here, but you don’t know what it is.« (Bob Dylan) Weit ab von biographischen Märchen oder geschönten Anekdoten bewegt sich das vorliegende Buch von Ole Petras auf einem analytischen Weg durch den Kosmos der Popmusik. Viele Ansätze einer wissenschaftlichen Fassung des Phänomens griffen in der Vergangenheit zu kurz oder hatten schlicht einen sehr einseitigen Ansatz, sich dieser Welt zu nähern. Ole Petras fragt nicht nach den Bedeutungen und was sie im historischen Kontext bewirken, sondern hebt die Betrachtung auf eine höhere Ebene. »Wie Popmusik bedeutet« folgt nicht den schon begangenen Pfaden einzelner Disziplinen wie Musikwissenschaft, Literaturwissenschaft oder Soziologie. Das Buch fragt nach dem Zusammenspiel einzelner Komponenten der Sinnproduktion der Popmusik. Der Fokus liegt also auf dem Entstehen des Sinns. Das Geflecht der Zeichen wird von Ole Petras mit Hilfe eines Analysevorschlags entwirrt und legt nicht einen übergeordneten Sinn zu Tage, sondern beleuchtet die enthaltenen Sinnpotentiale. Dabei steht dem Zeichen der Platz einer Art Kleinsteinheit zu, welches dann im Zusammenspiel mit anderen sinngebenden Einheiten und Zeichen betrachtet wird. »Wie Popmusik bedeutet« öffnet auch den Diskurs um Bedeutungen generell ein wenig. Es gibt eben nicht die eine, richtige Deutung, sondern so viele, wie es Rezipienten gibt. Jeder Sinn basiert auf der Technik der Einschreibung. Bedeutung generiert sich also häufig nicht vor, sondern eben nach oder während der Rezeption. Und was genau Popmusik bedeutet, wird hier eben hinten an gestellt. Es ist nichtig, wenn man weiß, wie sie das tut. Ole Petras findet jedoch immer wieder den Weg zu praktischen Beispielen. So werden den verschiedenen Ebenen der Popmusik einzelne Kapitel gewidmet, die sich dann dem Gewirr an Zeichen annehmen. Der Weg wird von der Komposition und der Produktion über die Distribution, bis hin zur Rezeption nachvollzogen und Schritt für Schritt mit dem vorliegenden Ansatz einer Lesart analysiert. »Wie Popmusik bedeutet« ist somit ein Vorschlag einer umfassenden Betrachtung der Sinngenerierung in der Popmusik. Eine Empfehlung für alle, die einen Blick hinter die Aussagen der Popmusik werfen wollen und den Zusammenhang Nietzsches, de Saussures und Barthes‘ mit John Lennon, Micki Krause und Bob Dylan erfahren wollen.
Christian Elster
Pop-Musik Sammeln
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