Melancholie schwang schon immer in den Texten von Okkervil River mit, doch mit dem letzten Album »I Am Very Far« versuchte die Band, auch ihren Sound dunkler und nicht mehr so lebensbejahend auszurichten. Das kam bei den meisten Fans leider nicht so recht an, weshalb die Entscheidung, nun mit dem mittlerweile siebten Werk »The Silver Gymnasium« ein Konzeptalbum über die Jugend des Sängers Will Sheff aufzunehmen, einigermaßen verquer bezeichnet werden könnte. Halten doch gerade die Jugendjahre besonders viele Erinnerungen an Scham, Unsicherheit und Isoliertheit bereit. Und obwohl Sheffs Aufwachsen in Meriden, New Hampshire mit einem teils recht nostalgischen Blick verklärt wird, geht es doch meist um ernste Themen wie Selbstmordgedanken, den Verlust von Freunden oder das etwas plumpe Ende einer frühen Liebe. Musikalisch allerdings klingen die elf neuen Songs sowas von gutgelaunt und warmherzig, dass der Kontrast zwischen Form und Inhalt eine interessante Deutungsebene hinzufügt. Der harmonie- wie melodie-verliebte Folkrock wird vor allem von Sheffs expressivem Gesang und einer vollen Instrumentenpalette samt Streichern und Bläsersätzen geprägt, in dem man sich wie in Sheffs autobiografischen Geschichten gerne verlieren möchte.
Silver Gymnasium