OK Kid versuchen auf »Zwei« die positiven Kritiken ihres Debüts zu bestätigen. Der souveräne Versuch befindet sich vor allem musikalisch noch merklich auf der Suche, wie die vielzitierte Generation Y, der sie entspringen. Schon das Cover verdeutlich die dort noch so gewollt illustrierte Unentschlossenheit: Peace-Zeichen, Mittelfinger oder beides, respektive alles? Das Trio entscheidet sich für letzteres, was wie zu erwarten nicht immer funktioniert. Die selbstironische Ode an den Gin, »Bombay Calling«, beschreibt ein Gefühl das jeder kennt, pumpender Bass und orientalische Klänge betonen treffend einen Freitagabend auf den Kölner Ringen, Geschmacksfragen mal außen vorgelassen. Dahingegen klingt »U-Bahn Station« mit Gastsänger Frank Spilker lediglich nach einem ersten Versuch auf noch unbekanntem Terrain – diese Zusammenarbeit hat mehr Potential als das zustandegekommene Sportfreunde-Revolverheld-Ergebnis. Der die Hip Hop-Fans bedienende Featuregast Megaloh liefert dahingegen wie gewohnt ab. Und OK Kid selbst? Das instrumentelle Gerüst auf »Zwei« entpuppt sich im Allgemeinen als zutreffend, wenn auch oft erschreckend zahnlos, die Stärke der Drei liegt hier erstmals in einer breiteren Themenpalette und der Herangehensweise an diese. OK Kid haben sich weitgehend von Beziehungsproblemen und dergleichen entfernt, hin zu den Sorgen ihrer Generation. Und hier backen die gebürtigen Hessen gekonnt große Brötchen: »Gute Menschen« ist ein erfrischendes Stück über Doppelmoral, so politisch hätte man die Band wohl kaum erwartet. »Ich kann alles« ist dahingegen nicht nur Motivationssong, er setzt auch den eigenen Ansprüchen Grenzen – auch das eine Neuerung. OK Kid setzen sich auf »Zwei« in der bekannten ironischen Weise mit dem Leben auseinander, ihre Wortwitze wissen zu gefallen. Der inhaltlich und textlich vollzogene Sprung ist hier nicht zu überhören, mit weniger Belanglospop als musikalischem Hintergrund und der Ausdefinierung der Genre-Experimente wird das nächste Album auch musikalisch eine runde Sache werden.
Zwei
