Review Hip-Hop

Oh No

Dr. No’s Oxperiment

Stones Throw • 2007

Es ist eine denkbar undankbare Konstellation der kleine Bruder von Madlib zu sein. Dieser hat immerhin Madvillain, Jaylib, The Unseen, TFAOLQ, A Lil Light, Shades of Blue und ca. 637 andere Projekte vorzuweisen und du kommst nach The Disrupt und dem Galt MacDermot Ding schon ins Stottern. Kazi? LMNO? Pfffft.
Auch bei Oh Nos erster rein instrumentaler Langspielrille führt kein Weg am obligatorischen Schwanzvergleich mit Madlib vorbei. Dafür sorgt allein schon der Umstand, dass Stones Throw beide Releases binnen weniger Wochen in die Läden stellt und auch Oh No bei der Samplesuche in ungewohnten Gewässern gewildert hat. Otis Jackson Jr. kriegt Indien, der jüngere Bruder Michael den Nahen Osten. Die typischen Unterschiede lassen sich auch hier beobachten: Der Einfluss des Bruderherzes ist wie immer nicht zu überhören, aber Oh No demonstriert auf Dr. No’s Oxperiment auch wieder, dass er weniger um die Ecke denkt. Bei ihm gibt es psychedelisches Rauschen und Lo-Fi Ãsthetik, doch ab und an wirkt er wie Madlibs Über-Ich, das es nicht lassen kann, ein ordnendes Element wie Hot Fire in all diesen halluzinogenen Kurztrips zu verstecken. Dem Fluss tut dies jedoch keinen Abbruch. Der Große mag der Wahnsinnigere sein, nahe an der Genialität bewegt sich aber auch der Kleine, wenn er es zulässt. Und genau das tut er hier permanent.