Review

Ø (Mika Vainio)

Konstellatio

Sähko Recordings • 2014

Tape des Jahres 2024

Mit seinem alten Alias Ø hat Mika Vainio schon immer die etwas sanfteren Töne gefunden. Wo er unter seinem bürgerlichen Namen eher zwischen Klangsezierung und Noise wandelt, taumelt er seit 21 Jahren als Ø zwischen minimalistischen Technostrukturen und ambienten Klaustrophobien. »Konstellaatio« startet direkt niedlich mit kleinen Wasserperlen im ersten Urwald unserer Zeit, bevor sich Mika Vainio in ein verrauchtes IDM-Nebelfeld hüllt. Fast wähnt man sich in Sicherheit. Das könnte eine ruhige Fahrt werden zwischen Referenzen an Future Sound Of London und Einóma. »Kesäyön haltijat«, der dritte Titel, lässt bereits ahnen, was »Neuronit« endgültig besiegelt. Mika Vainio hat uns getäuscht. Dies ist keine Fahrt ins Paradies. Wir erwachen aus unserem Dämmerschlaf und finden uns allein – ausgetrocknet und falsch verschaltet. »Elämän puu« zeigt dann als Kernstück des Albums, dass wir ganz schön in der Tinte stecken: Vainio schickt uns in zehn dichten Minuten durch einen geborstenen Schiffsrumpf – von der wassergetränkten Schiffskapelle, über die niederen Apartments ohne Ausweg für die erschrockenen Wasserleichen, bis zum Panoramadeck, durch dessen zerborstene Front wir die letzten Reflexionen des Rumpfes am Eisberg entlang sinken sehen. Wie Vainio es schafft, dass sich bei seinen glasklaren, reduzierten Klangmodulationen Klaustrophobie, komplette Vereinsamung und Entzücken einander stets liebevoll in die Hand nehmen, ist mir bis heute ein Rätsel. Nur der Abschluss mit »Takaisin« ist mit den Preset-Drums und klingelnden Schneeflocken dann doch ein wenig zu viel Versöhnung nach diesem fantastischen kalten Tauchgang im Dunkeln.

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