»W.I.D.E. (Window Into Dark Edits)« ist definitiv kein Rap-Album. Auch wenn man das von einem MC/Producer-Duo durchaus erwarten könnte. Stattdessen liefern die beiden Briten Hey!zeus.i und Teknical Development eine EP mit Experimentalmusik ab, die Sprechgesang nur als Stilmittel benutzt, statt es ins Zentrum ihres Schaffens zu rücken. Die fünf Songs (»Stücke« möchte man sagen, oder »Werke«) sind eher in der Spoken Word-Kunst zu verorten. Der Metaphernreichtum und die verschlüsselten sprachlichen Bilder von Obba Supa erinnern an eine Poetry Slam-Performance. Und in diesen Bildern geht die Welt, so wie wir sie kennen und auch nicht kennen, mächtig den Bach runter. Ob die Texte reine Hirngespinste sind oder doch der Realität entspringen, lässt sich nicht auf Anhieb entschlüsseln. Und das ist die erste große Herausforderung für alle Hörer, die gewarnt sein sollten, denn auch für Muttersprachler dürfte das bereits recht knifflig werden. Die zweite große Herausforderung ist ästhetischer Natur. Der Pressetext sagt eine Genre-sprengende Gratwanderung aus Industrial, Boom Bap und Cloud Rap (bzw. Trillwave, wem »Cloud Rap« noch(!) nichts sagt) voraus und trifft damit den Nagel ziemlich auf den Kopf. Durchlaufende Drums und gleichmäßige Rhythmen sind Mangelware. Dafür wird viel verzerrt, effektiert und plötzliche Pausen, Beatswitches und klangliche Überraschungen dominieren das sperrige, aber faszinierende Beatgebilde. Die ganze EP ist somit richtig schwere Kost und besonders für jene interessant, die die Andersartigkeit zu schätzen wissen. Übrigens: Die »W.I.D.E. EP« von Obba Supa ist erst der erste Teil einer EP-Trilogie.
W.I.D.E. (Windows Into Darks Edits) EP