Mit Blick auf die Musikwelt der 1980er Jahre ist oft die Rede von den sich damals rapide verändernden Produktionsmöglichkeiten, die den Sound einer Dekade so einzigartig machten. Digitale Aufnahmen, Drum Machines, Mixer, Sampler, Synthesizer, Amps wurden erschwinglicher, ließen sich sogleich vielfältiger modulieren und untereinander verschalten. Stichwort: MIDI. Selbst ohne Tonstudio, Plattenvertrag und Session-Musiker war das Entwerfen ganzer Soundlandschaften machbar. Wie sublim die Briten von O Yuki Conjugate schon 1987 diese neuen Mittel zu navigieren wussten, kann in der Rückschau nur verblüffen. »Into Dark Water« war mit seinen luziden New-Age-Tönen einerseits tief im Zeitgeist verhaftet, nutzte andererseits Reverbs, Samples und exotische Instrumente bereits so virtuos harmonisch wie damals nur Jon Hassell oder Richard Horowitz. Immer noch beschwört dieses Album jene nach Lavendel duftende Nostalgie und klingt trotz allem bemerkenswert zeitlos. Von der rituellen Vorahnung in »Ascension« über das schwerelos am Himmel schimmernde »Cloud Cover« bis zum Aufbruch in ein neues Leben (»Another Journey«) bleibt es mit allen Sinnen erlebbar: Bilder, Gerüche, Harmonien, deren Kaskaden von Flöten, wallenden Synthesizern und Trommeln formiert werden. Alle Stücke sind frei von Kitsch. Trotz der ätherischen Instrumentierung bleibt das Melodram fern. Nichts wirkt hier übertrieben, künstlich oder produziert. Viel mehr ist »Into Dark Water« die glaubhafte Vertonung einer archetypischen Vision, in der Menschsein wieder Entrückung bedeuten kann.
Into Dark Water