Heutzutage ist der Name dieser Band ein fester Begriff im internationalen Jazz-Jargon. Ob nun mit dem Hard Bop-Repetierer im Anschlag, wie bei »Weapons of Jazz Destruction« oder den vokalen Pop Schmeicheleien der »Sleepwalking Society«, hat Nostalgia 77‘s Alter Ego Benedic Lamdin weit mehr als einmal gezeigt, dass er mindestens genauso facettenreich wie sein Lieblingsstil ist. Und das stellt er nun ein weiteres Mal unter Beweis. Wenn man seinem Können aber auch blind vertrauen kann, ist hier gerade für Fans seiner vorherigen Alben vom Blindkauf erst ein mal abzuraten. Denn der könnte eine ähnliche Enttäuschung mit sich ziehen, wie die, die weit mehr als einen eingefleischten »Headhunters«-Fan beim erstmaligen Hören von Hancocks »Mwandishi«-Trilogie ereilt haben wird. Aus dem Free Jazz den umstürzlerischeren Umgang mit Arrangements geliehen, klingt‘s wie eine Aneinanderreihung impressionistischer Klangbilder, die wenn sie nicht ausschliesslich konsumiert werden, von was auch immer man nebenher tun mag, ablenken. Schwer verdaulich weil ausdrucksstark, erinnern Sie von den rhythmischen Pattern her an die vorantreibende Naturgewalt die Medeski, Martin & Wood gerade in den Neunzigern zu generieren wussten. Als Soundtrack würde es wie kaum ein weiteres Album dieses Jahr der klanglichen Untermalung eines neuen Terry-Gilliam-Films dienen können. So vielsagend es aber auch sein mag, so wenig verstehe ich bisweilen. Für jede Art von Musik braucht man den richtigen Moment, um wirklich in ihr aufgehen zu können. Und ich zweifele daran, dass mein nächster in Bälde sein wird.
The Taxidermist