Trotz fortlaufender Aufarbeitung ist die japanische Jazz-Szene bis heute auch immer terra incognita, ein Parkett, auf dem man sich vorsichtig fortbewegt statt nassforsch loszustapfen. Diese Surplus an Achtsamkeit bringt sehr wohl auch Vorteile mit sich, zum Beispiel die permanente Wiederentdeckung selbst kleinerer Produktionen. Dass »Rock Communication Yagibushi« keine Mega-Produktion war, zeigt sich wahrscheinlich darin, dass ein Großteil der Musiker ausschließlich auf dieser mittlerweile längst hochgehandelten Preziose zu hören ist. Glücklicherweise haben die Franzosen von WeWantSounds mal wieder tief gediggt und sich auf das geradezu verminte Gebiet der japanischen Reissue begeben, denn die Originale waren wirklich nicht mehr zu zahlen.
Das ermöglicht uns Einblicke in diese Merkwürdigkeit, die lustvoll präsentierten, aber immer ziemlich tighten Jazz-Sound mit japanischer Volksmusik zusammenbringt. Der Yagibushi, der hier den Titel schmückt und gleichzeitig auch das erste Stück betitelt, ist ein Volkstanz der Hauptinsel Honshu, der dort nur in wenigen Regionen beheimatet ist. Hier wird aus dem japanischen Tanz ein Funk-Big-Band-Track der Extraklasse. Generell ist hier nur Virtuosentum am Start – Japan-Klischee-Modus auf on – und wenn dann auf »Sado Okesa« von Kiyoshi Sugimoto die E-Gitarre für 16 Bars heißt gespielt wird, dann weiß man, warum man auch weiterhin in Japan diggen sollte!
Rock Communication Yagibushi