Das Album »Mes Mains« von Nilton Castro ist eine Sensation und ein Rätsel zugleich. Der Grund: Bis heute ist nicht eindeutig geklärt, wann das Werk entstanden ist. Es wird gemunkelt, dass es in den 1970er Jahren, während Nilton Castros Aufenthalt in Paris, in einem Non-Profit-Tonstudio aufgenommen und erst 20 Jahre später, Anfang der 1990er Jahre, veröffentlicht wurde. Remastered und offiziell wiederveröffentlicht mit dem ursprünglichen Artwork, wurde es weitere circa 20 Jahre später, im Jahr 2024, also jetzt.
Mit seiner verträumten Leichtigkeit und den akribisch ausgearbeiteten Rhythmen, die sofort zum Tanzen einladen, entfaltet das Werk einen einzigartigen Charme. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass Nilton Castro in seiner Pariser Zeit vor allem Musik für zeitgenössische und expressionistische Tänze komponierte. Mit dem Metallophon zaubert der Brasilianer Klänge, die an traditionelle asiatische Musik erinnern, und kombiniert sie gekonnt mit hypnotischer afrobrasilianischer Perkussion. Zusätzliche Elemente wie Chorgesang in »Murmures« und sanfte Flötenmelodien tragen zur besonderen Atmosphäre bei und versetzen den Zuhörer in einen tranceartigen Zustand. Nilton Castros außergewöhnliches Können, gepaart mit ausgefeilten, aber dennoch unaufdringlichen Harmonien, schafft eine authentische Reinheit. Diese verspielten Klanglandschaften faszinieren auch heute noch und erfüllen ihren Zweck ebenso eindrucksvoll wie damals, als das Album zur Begleitung professioneller Tänzer:innen diente.
Mes Mains
