»Kaivajaiset« (zu Deutsch: »Ausgrabungen«) ist ein spätes (Solo-)Debüt. Niko-Matti Ahti ist seit über zwei Jahrzehnten in der finnischen und internationalen Szene für abenteuerliche elektronische Musik und Klangkunst aktiv, lieferte bisher aber nur in Verbund mit anderen – darunter seine Frau Marja – Musik zum Nachhausenehmen ab. Die acht Stücke sind allerdings nicht als Album konzipiert worden, sondern dienen eher als zur Veröffentlichung aufbereitetes Dokument einer Klanginstallation. Die wurde in zwei finnischen Galerien präsentiert und stützte sich auf Schriften der proto-sozialistischen Vereinigung der britischen Diggers im 17. Jahrhundert, genauso aber das nietzscheanische Konzept der Genealogie und dessen Interpretation durch Michel Foucault.
Das alles liest sich nach schwerer Kost, die in diesem Fall aber leicht im Magen liegt. Der deutlich von Musique concrète und Echtzeitmusik inspirierte Ansatz Ahtis, der sein Publikum innerhalb der ersten Minuten mit fröhlichen Bläsertönen begrüßt, ist alles andere als aufdringlich. Denn selbst wenn es immer mal wieder quietschig oder krachig wird und zwischendurch ein paar Sprach-Samples eingebettet werden: Insbesondere die eher ruppigeren Töne werden fein dosiert. »Kaivajaiset« belohnt genaues Hinhören und eine inhaltliche Vertiefung ebenso sehr, wie es sich als entspannter Nebenbei-Soundtrack empfiehlt. Raum und Zeit ästhetisch aufzuladen, das ist schließlich weiterhin Ahtis eigentliches Metier.
Kaivajaiset