Vielleicht gibt es Nihiloxica gar nicht. Vielleicht hat sich jemand ihre Geschichte lediglich ausgedacht, um damit die gesamte Musikpresse zu foppen. Kurz die (angeblichen!) Fakten: In den Clubs von Kampala brodelt Mitte der Zehnerjahre der Underground über und zwei Belgier sind da, um der jungen ugandischen Szene mit Nyege Nyege einen Studioraum, ein Festival sowie ein zugehöriges Label zu geben. Im Jahr 2017 debütiert darauf eine Trommelgruppe mit ihrer selbstbetitelten Debüt-EP. Das Nilotika Cultural Ensemble und die britischen Produzenten Spooky-J und pq klatschen in nur vier Tracks mit tonnenschweren Grooves alles an die Wand, was auf Drei noch keine zehn Punkte vergeben hat. Nihiloxica ist eine Wucht, hat aber auch eine extrem gute Story, die in der Musikpresse zum Selbstläufer wird. Nach einem Jahr auf Tour legten Nihiloxica mit »Biiri« im Februar 2019 vier Stücke nach und müssen jetzt mit »Kaloli« auf Crammed Discs beweisen, dass alle Vorschusslorbeeren für die crosskontinentale, transkulturelle und postkoloniale Projekt gerechtfertigt waren. Das machen Nihiloxica mit »Kaloli« allerdings nicht. Sondern stattdessen das, was sie am besten können: Bock. Über 52 Minuten gibt sich die Gruppe merklich abenteuerlustiger, flirren die Synthies noch schärfer und düdelt zum Abschluss sogar eine Flöte ein leises Adieu. Es wird dezent gefühlig. Im Kern steht aber auch auf dieser Platte der Groove und sonst kaum etwas anderes. Nur wird der eben durch irrsinnige polyrhythmische Verknotungen heraufbeschwört, das Miteinander der Ensemble-Mitglieder mal schnell zum produktiven Gegeneinander umfunktioniert. So nur lässt sich Reibung erzeugen und die schließlich braucht es, um Feuer zu legen. »Kaloli« hat genug von den Geschichten und will seiner zwischengeschalteten Skits zum Trotz überhaupt gar nichts erzählen. Sondern überwältigen. Direkt, frontal und ohne Umwege. Nihiloxica gibt es, und zwar sowas von.
Kaloli