Review

Nicola Cruz

Kinesia

Nous'klaer Audio • 2024

Das dritte Album von Nicola Cruz, dem französischen Produzenten mit ecuadorianischen Wurzeln, stellt in fast jedem Track eine Frage, die uns im Privatleben vermutlich immer dann begegnet, wenn wir sie am wenigsten brauchen: Was wäre wenn…? Die Was-wäre-wenn-Fragen des Alltags sind oft nicht mehr als seelischer Ballast – auf musikalischer Ebene sind sie bei Cruz zum Glück nur harmlose, aber faszinierende Denkaufgaben.

Was wäre, wenn Gábor Lázár, der König des Zappelphilipp-Techno, plötzlich Lust auf Popmusik hätte? »Miso«, auf dem die koreanische Sängerin Machina ihre Stimme zu einem zittrigen Elektrobeat ausbreitet, macht es vor. Was wäre, wenn in den Bristoler Dubstep-Nächten der späten 2000er Jahre das Bass-Wabern verboten worden wäre und stattdessen maschinengetriebener Rave die Oberhand gewonnen hätte? Sein Track »Telepathine« weiß es.

Übrigens gibt es auch einen schleppenden, gespenstischen Beat namens »Intratelar«, der die Frage beantwortet, wie ein Beitrag von Boards of Canada zu einer Halloween-Compilation klingen könnte.Wichtiger noch: Auch ohne das Referenzstück ist Nicola Cruz’ rhythmisch-bleepige Dance-Not-Dance-Musik absolut empfehlenswert. Ob man sich mit Kopfhörern in den Keller legt oder die Tanzschuhe auspackt, bleibt jedem selbst überlassen. Ein Fehler wird beides nicht sein.