Nick Storring ist ein Multi-Instrumentalist aus Toronto. Und wenn man sich sein aktuelles Album »Mirante« anhört, hat man das Gefühl, dass es sich in die lange Tradition der kanadischen, wenn man so will, Environmental Music einreiht. Drones, dezente Percussions und analoge Klangerzeuger malen ausdauernd die großformatige Leinwand und wecken – mitunter klischeehafte – Assoziationen von Weite, Natur und Selbstfindung in der Wildnis. Immer wieder setzt der Opener »Roxa I« zur Überwältigung an und bleibt schließlich in einem Crescendo stecken, das eine Jagdszene in einer Tierdokumentation untermalen könnte.
Allerdings, und jetzt kommt’s, wären die Protagonisten keine Grizzlybären, sondern Vertreter der Regenwaldfauna. Mit anderen Worten: Storring hat »Mirante« als Hommage an Brasilien komponiert, greift auf dem Album aber kaum auf die musikalischen Traditionen des Landes zurück. Vielmehr geht es ihm darum, persönliche Eindrücke seiner Brasilienreise zu verarbeiten. Dies gelingt ihm, wie auf »Roxa II«, mit einer Mischung aus Synthesizer-Elektronik und minimalistischen Grundmotiven, um die herum es klimpert und klingelt. Schon der Titeltrack lässt an Brasilien denken. Nicht am Anfang, wo man unter einer unruhigen Kick-Drum und Bariton-Chören an den Selbsterkenntnis-Indie der Fleet Foxes denkt, sondern kurz danach, wenn die agitatorische Perkussion an den Karneval in Rio erinnert. Das ist zwar ein brasilianisches Klischee, aber ganz ohne geht es dann doch nicht.

Mirante