Mike Patton hat bereits vor Jahren das kreative Potential des Anticon-Kosmos erkannt, war daraufhin an Doseone geraten und hat schließlich das Musikprojekt Peeping Tom angeleiert. Über so etwas wie einen direkten Umweg fanden sie kurz darauf wieder zusammen: Doseone hat angefangen, mit Tune Adebimpe von TV On The Radio zu jammen. Das beiläufig aufgenommene Material lies man Mike Patton zukommen – und formierte sich zu dem Trio Nevermen. Die Beiläufigkeit der ersten Sessions wich der Idee eines gemeinsamen Albums. Dieses liegt nun auf vor. Es ist schlicht nach seinen Urhebern auf »Nevermen« getauft – und großartig. Als ein Kind dreier eigenwilliger Köpfe überstand die LP die Feuertaufe, nicht in sich zerrissen zu sein. Eine Feuertaufe war es wohl aber dennoch: »Nevermen« brennt und brodelt, ist besonders aufgrund der scheinbaren Gegensätze seiner Macher. Und wohl auch dadurch, dass sich keiner von ihnen den Bandleader herausnimmt. Stattdessen füllen sie in einem Nebeneinander atmosphärische Lücken, die – ja, das geht – keiner hinterlassen hat. Eine Kategorisierung des Albums fällt dabei schwer. Alternative Rap- und Rockklänge spielen erwartungsgemäß große Rollen, irgendwo auch Ambient, Psychedelic sowieso. Den Präfix »Post« kann man sicher ebenfalls bemühen – auch wenn die Herren Nevermen sich nur noch selbst zu überwinden haben. Vielleicht kann man die LP am ehesten mit den cLOUDDEAD-Releases vergleichen. Nevermen haben deren experimentelle und einbeziehende Ansätze extrahiert, energiegeladene Aufbruchsstimmung beigemengt und das Lo-Fi-mäßige in ein professionelles Tonstudio verfrachtet. So erinnert die zweite Single »Mr. Mistake« an »Dead Dogs Two« von der LP »Ten«. Und bei »Hate On« meint man, »The Velvet Ant« vom gleichen Album durchblitzen zu hören. Was man noch hört? Die Geistesblitze dreier Musiker, die sich ein weites Feld zum Toben erschlossen haben. Sehr stark.
Nevermen