Schon geil, so ein Bewusstseinsstrom. Vor allem, wenn seine Ausläufer das Un- und Unter-bewusste mehr als nur streifen. Und umso mehr, wenn er in eine schöne Form gegossen ist und auch nach dem Gießen noch fließt. Nepumuks nasaler Flow fließt fleißig, und er… ach, ich lass mich mitreißen. Was kein Wunder ist, denn »Genozid in A-Moll« ist eine selten schöne Platte. Wer Knowsum den Producer, respektive Nepumuk, den MC kennt, kann sich vorstellen, was ihn erwartet: Verschleppte, um die Ecke gedachte, Verschachtelhalma spielende Raps, die den naheliegenden Stumpfsinn lieber über den Umweg des Wahnsinns umschiffen. Und Wahnsinn ist bekanntermaßen dann besonders bedrohlich, wenn er in leisen Tönen daherkommt, frag’ Werner Herzog – auch, wenn sich glücklicherweise weder Nepumuk noch einer seiner sorgfältig gewählten Gast-MCs – u.a. Loki, Retrogott, Eloquent und Tufu – den Kinski anmaßt. Was den Wahn über die insgesamt 20 Tracks zusammenhält, ist übrigens Jazz. Entgegen seiner letzten instrumentalen Solo-Releases füttert Knowsum seine Geräte wieder mit entsprechenden Samples, wenn er nicht sogar selbst in die Tasten haut. Wie das funktioniert? In etwa wie beim saxophonanierenden Fred in David Lynchs »Lost Highwy«. Bestimmt wird das von gewissen Leuten negiert, aber machen wir uns nichts vor: Das spricht umso mehr für einen standesgemäßen »Genozid in A-Moll«.
Genozid in A-Moll