Review

Neon Indian

Psychic Spasm

Static Tongues • 2010

Reissue des Jahres 2023

Die 2010-Chronisten sind sich einig: Witch House und vor allem Chillwave waren die Genres der vergangenen zwölf Monate. Während der Hype als solches in den kommenden Monaten mit Sicherheit von ähnlich schnelllebigen Erscheinungen abgelöst wird, bleibt das Genre in diesem seltenen Fall wohl bestehen. Auch deshalb, weil Neon Indian quasi als Koryphäe der ganzen Entschleunigungsbewegung gehandelt wird und ungeachtet des Blogosphärenduktus weiter sein LoFi-Ding durchzieht. Für die verworrenen Klangcollagen hat der junge Alan Palomo auch mal in den Plattenkisten seines Vaters gekramt. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass gleich zwei Songs sich auf dasselbe Sample berufen: So bedienen sich sowohl der Titelsong Physic Chasms als auch Ephermal Artery beim Italodisco-Klassiker Come On Closer – großartig anzuhören, wie dieses tanzbare Wavemonster der Pineapples hier entschleunigt und als Paradebeispiel für guten Noise Pop zweckentfremdet wird. Allen voran machen vor allem aber zwei Stücke Psychic Chasms zu so einer guten Platte: Deadbeat Summer und das herrlich vertrippte Should Have Taken Acid With You, welches einem geplatzten Drogendate mit der Verflossenen nachheult und dabei reichlich in der Psychedelia-Effektkiste kramt.

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