Nele de Gussem ist seit Jahren eine feste Größe im kreativen Underground Belgiens und spielte bisher u.a. in der Psychedelic-Rock-Supergroup Una Chime und bei BRNS, die sich auf zappeligen Electro-Indie verstehen. Dass nun endlich der Knoten für etwas Eigenes geplatzt ist, ist ein Gewinn für alle, denen der Sound ihrer Bands manchmal etwas zu chaotisch war.
Denn für ihr starkes Solodebüt »The Loom Of Longing« sucht sie die Reduktion. Sie lässt lieber etwas weg, als zu überladen und spielt erfolgreich die Weniger-ist-mehr-Karte. Die Songs auf ihrem ersten Album unter eigenem Namen sind kleine, oft zerbrechlich wirkende Pop-Perlen, die im Abendlicht schimmern. Hier zittert sich jede Bewegung der neun Songs zum Ziel – nicht ohne Ohrwurmanker zu werfen. Leiernde Kirmesballaden wie »The Pool« oder der klick-klackende Electro-Slow-Burner »Say Yes« definieren sich zwar als Pop – aber eher als der Pop, für den man ein paar Ecken weitergehen muss, bis man vergessen hat, wo die Reise eigentlich begann. In ihrem Fall eher darf. Was hier pluckert, sind Sounds wie eine warme Decke, unter der Melodien gesummt werden, die früher auch einer Fever Ray gut zu Gesicht gestanden hätten.
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The Loom Of Longing