Review Dance

Neel

Movimento EP

Spazio Disponibile • 2024

12inch des Jahres 2024

Der Techno von Neel und Donato Dozzy zeichnete sich schon immer dadurch aus, dass er weniger stupide war als der Rest vom Schützenfest. Die raffinierten Traumwelten von Spazio Disponibile holen die Feuilleton-Ravenden mit Distinktionsanspruch ab, weil da irgendwie mehr drin ist, und wer mit Vorliebe oft und lange zu Techno tanzt, muss hier ohnehin nicht zweimal nachdenken.

Das gilt natürlich auch für Neels aktuelle »Movimento EP«, auf der der Römer vier Tracks mit gerader Kickdrum versammelt, die dabei aber nicht explizit im Fokus steht. Wieso? Jede Nummer bastelt Assoziationsebenen in einer Weise um die pulsierende Mittelachse herum, dass sie ihre Funktionalität gekonnt verbirgt.

Das moderate »Azione« wohl noch am wenigsten, obwohl die unablässigen Quietsch- und Rutschgeräusche im Verbund mit klandestinen, in den Hintergrund gemischten Synths in Richtung Abgrund locken. »Moto« pocht bei rund 140 BPM und könnte direkt aus einem Amotik-Set stammen, wenn da nicht dieser unheilvolle Tribalismus wäre, der mit seinen Gongs wiederum an Makams Projekt Talismann erinnert. Auch »Riflesso« entwirft eine düstere Grundstimmung, die sich intensiviert, und sperrt Achteln auf der Zwei und der Vier im Keller ein – fehlt nur noch ein völlig zusammenhangloses Video von 29nov Films fürs sogenannte Kopfkino. Durch »Visione« läuft eine aschfahle Bleep-Figur, ehe sich in Minute zwei gellendes Pfeifen einschaltet. Auch hier desorientiert Neel lustvoll und beschließt damit eine der besten Technoplatten dieses Jahres.

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Neel
Movimento EP
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