Bitchin Bajas sind eine Wundertüte. Einst von Cooper Crain als Spielwiese zum Austesten von analogen Instrumente und Aufnahmetechniken, nimmt Bitchin Bajas von Release zu Release neue Formen an. Einmal wurden schlicht Vintage-Synthesizer-Klänge in Tapeloops verwandelt (»Bitchitronics«,) dann versammelten sich plötzlich acht Mann (Streicher, Bläser, Saiteninstrumentalisten, das ganze Programm) in einem Raum (»Bitchin Bajas«,) oder es war der Mittelweg (»Transporteur«) zwischen diesen beiden Ansätzen. Gemeinsam war ihnen allen der Hang zum Esoterischen. Nur gerade in diesem Bereich ist der Grat zwischen »einmalig« und »beliebig« besonders schmal. Für »Automaginary« tut sich Cooper Crain mit Natural Information Society zusammen. Dahinter steckt der Bassist Joshua Abrams einer der agilsten Chicagoer Musiker überhaupt. Abrams, der u.a. mit Matana Roberts und Chad Taylor das Jazztrio Sticks & Stones bildete, hat nicht nur ein Instrumentenset bestehend aus Guimbri,Gong, Arp 2600, Autoharp, Schlagzeug und Bass, sondern vor allem Groove mitgebracht. Etwas, dass der Sound der Bitchin Bajas vorher kaum kannte. Zusammen mit Flöte, Bassklarinette, Orgel und dem Synthesizer entsteht so eine Mixtur, bei der durchaus musikalische Linien zu dem Ende der 1960er, Anfang der 1970er aufgekommenen »New Thing!« im Jazz (Alice Coltrane, Llyod McNeill, Steve Cowell) gezogen werden dürfen. »Automaginary« ist Jazz. Das wird besonders auf der zweiten Hälfte, nach dem 19-minütigen, kosmisch gen New Age dröhnendem »Oh No Fade«, deutlich. Man glaubt ab »Anomemeter« deutlicher die Handschrift von Josh Abrams und seinem Ensemble um Frank Rosaly, Emmett Kelly, Ben Boye, Mikel Averyand und Lisa Alvarado rauszuhören: Afrobeat, Postrock, das Glück im freien Spiel und gleichzeitig in der Zurückhaltung suchend. Für Bitchin Bajas ist diese Zusammenkunft ein Segen. Es ist, als wäre der bekiffte Flaschengeist aus der Wasserpfeife gelassen.
Natural Information Society
Since Time Is Gravity
Aguirre