Sein vorangegangenes Album von 2017 hatte Nathan Fake damals »Providence« genannt, Vorsehung. Was sich so ziemlich auf alles und nichts beziehen lässt. Demgegenüber scheint der englische Produzent mit »Blizzards« jetzt durchaus einen Nerv getroffen zu haben. Große Veränderungen stürmischer Art bekommen dieser Tage ja keinesfalls bloß die Briten zu spüren. Wobei man es mit den aktuellen Bezügen vielleicht nicht übertreiben sollte. Seine internationale Albumtour jedenfalls, die Ende März im Berliner Club Berghain hätte beginnen sollen, musste Nathan Fake wegen der Corona-Pandemie verschieben. Man kann bloß hoffen, dass er später im Jahr noch Gelegenheit bekommen wird, seine Auftritte nachzuholen. Denn »Blizzards«, das er mit analogem Gerät eingespielt und deren Nummern er bevorzugt in einem einzigen Take aufgenommen hat, entfaltet so viel schmutzig-schöne Wucht, dass man den dringenden Wunsch verspürt, sich dazu körperlich auszudrücken, vulgo zu tanzen. Und das eben am besten live, vom Meister der verträumt-verkreiselten Frequenzen selbst dargeboten. Spielerisch und dicht zugleich, mit kompakt verschachtelten Melodien und vor kontrolliert pulsender Elektrizität nur so sprudelnd, ist dies definitiv eines der Clubalben des Jahres geworden. In einem Jahr, in dem die Clubs erst einmal leer bleiben müssen.
Blizzards