Den Rhythmuszaubereien von Naná Vasconcelos bisher nicht begegnet zu sein, dürfte sich selbst für mäßig neugierige Musikhörer schwierig gestalten. Dazu war der brasilianische Meisterperkussionist einfach zu umtriebig, kam als gern gehörter und gesehener Gast auf den Platten diverser ECM-Künstler zum Einsatz. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, sein Albumdebüt »The Incredible Nana« aus dem Jahr 1971 nicht zu kennen, dafür umso höher. Außerhalb Argentiniens und Uruguays wurde die in Buenos Aires aufgenommene Platte bis zu diesem Jahr anscheinend nicht gepresst. Zwei der vier Stücke entstanden im Dialog mit dem brasilophilen argentinischen Gitarristen Agustín Pereyra Lucena, den Auftakt macht Vasconcelos aber allein mit seinem »Concerto Pra Mae Bio«, eine gute Viertelstunde, in der sich Vasconcelos als der Welt bester Berimbauspieler empfiehlt. Eine puristische Angelegenheit, besonders wenn man seine spätere Zusammenarbeit mit Künstlern von Pat Metheny bis Jan Garbarek dagegenhält. Doch die feinen Nuancen in diesen stillen Begegnungen, die in dieser Konstellation einmalig blieben, haben die knapp 50 Jahre bestens überstanden. Zum Schluss hat Agustín Pereyra Lucena noch einmal alleine das Wort. Er spielt keinen Ton zu viel.
The Incredible Nana