Review

Nala Sinephro

Endlessness

Warp • 2024

Man muss schon sehr aufpassen, um dieser Musik nicht mal eben ein Etikett aufzukleben. Ein Kandidat wäre »Cosmic Jazz« oder so. Das Dumme daran: Es würde sogar halbwegs passen. Andererseits täte man der Harfenistin Nala Sinephro keinen Gefallen, wenn man ihr zweites Album damit gleich durch eine Schablone hindurch hören würde. Vor drei Jahren hatte Sinephro auf ihrem Debüt »Space 1.8« den Raum durchmessen, mit dem sie im Vokabular von Ambient ihren luftigen Jazzentwurf absteckte. Jetzt errichtet sie in diesem Raum auf »Endlessness« neue Strukturen, die diesen Raum einerseits stärker füllen, andererseits ins Unendliche weiten. Das Mittel ihrer Wahl ist ein Arpeggio, geringfügig variiert, dass in jedem ihrer zehn Titel als Kontinuum durchläuft.

Konsequenterweise heißen ihre Titel »Continuum«, nummeriert von 1 bis 10. Mal übernimmt ein Synthesizer diese gebrochenen Akkorde, mal ist es Sinephros Harfe. Das klingt kein bisschen monoton, repetitiv selbstverständlich, doch da man bekanntlich nicht zweimal denselben Ton hören kann, bleibt die Sache ständig in Bewegung. Ambient ist diesmal weniger, auch wenn das Tempo gemächlich ist und die Hälfte der Stücke ohne Beat zurechtkommen müssen. Als Gäste unterstützen sie unter anderem die Saxofonistin Nubya Garcia, die Trompeterin Sheila Maurice-Grey und der Schlagzeuger Morgan Simpson. Das Kollektiv Orchestrate steuert 21 Streicher bei. Wäre schön, wenn man sich für diese Platte die Worte sparen könnte, um stattdessen einfach zu sagen: toll.