Review Hip-Hop

Myka 9 & Factor

Famous Future Time Travel

Urbnet • 2015

Myka 9 ist so etwas wie der Gralshüter unorthodoxer, jazzig-flowender, Silben zu Salven bündelnder Raps, die in einem Song mehr Variantenreichtum erkennen lassen als so mancher platinprämierter MC auf Albumlänge, wenn nicht gar zu Lebzeiten. Sein Einflussreichtum ist kaum zu unterschätzen: Er bestimmte den spezifischen LA-Underground-Sound maßgeblich mit und ließ gestandenen MCs wie Busta Rhymes oder Mos Def die Kinnlade runterklappen. Da wundert es nicht, wenn sein flexibler, dunkel tönender, klar artikulierter Highspeed-Flow sachverständige Hörer zu Vergleichen mit Miles Davis und Charlie Parker hinreißen lässt. Am besten ist er immer dann, wenn man ihm die richtigen Instrumentals vor das Mundwerk hält. Da kommt der kanadische Producer Factor natürlich wie gerufen, versteht dieser es doch hervorragend, randständigen Rappern maßgeschneiderte Beats zurechtzuzimmern. Das gilt auch für »Famous Future Time Travel«, der dritten gemeinsamen Arbeit. Der gechillte Flavour, offenkundiger Bestandteil standesgemäßer Westcoast-Indie-Rap-Produktionen, geht ihm leicht von der Hand – und legt erneut ein eindrucksvolles Zeugnis dafür ab, was Myka 9 & Factor als Duo zu leisten vermögen. Das wird bereits bei dem den Albumtitel tragenden Opener klar und zeiht sich bis zum letzten der 14 Tracks durch. Mag sein, dass Factor Innovativeres zustande bekommt, wenn er sich etwas mehr mit Drums, Loops und Instrumenten austoben darf, wie es z.B. bei seinen Arbeiten mit Ceschi der Fall ist: Für Myka 9 sind die Beats eine willkommene Spielwiese, auf denen seine Raps reimtechnische Winkel erschließen, die ansonsten vielleicht ungehört geblieben wären. Unerhört sind sie eh.