Es ist verrückt: Genau das, was einem im ersten Moment an diesem Album nicht gefällt, ist das, was es so schön macht. Man mag es anfangs ordinär finden, nichts besonderes, zerbrechlich ohne, dass diese Zerbrechlichkeit besonders herausfordernd wäre. Indie, Folk halt; ein bisschen Bon Iver, ein bisschen The Antlers. Kennt man so! Nein, kennt man so nicht unbedingt! Aber um das zu erkennen muss man bei »Lover’s Crushing Diamond« genau hinhören. Wenn man auf die Texte achtet, dann versteht man auch, dass Jordan Lee aka Mutual Benifit all das eben auch nicht sein will: besonders, herausfordernd. Er will warmherzig sein, liebevoll. In einer Welt, die einen superindividuellen Kein-Fick-Geber abfeiert und auf einen liebevollen Selbstvergessenen keinen Fick gibt. Unter dieser Herausforderung windet sich das Album. Es will gar nicht herausstechen, es will musikalisch das, was Jordan Lee für sich will: Einfach sein dürfen. Und so wird das Album vielen zu sehr nach 0815-Herzschmerz-Folk klingen, zu nett klingen, sie werden diese Nettigkeit als Schwäche deuten. Dabei ist sie hier ein kraftvoller Versuch gegen den Strom zu schwimmen. Schade nur, dass das für Nicht-Muttersprachler zu oft unter den analogen Sounds und der vollen Instrumentierung untergehen wird.
Love's Crushing Diamond