Deutschrap ist tot, Deutschrap lebt, Deutschrap vegetiert dahin – wie auch immer das Urteil des geneigten Lesers ausfallen mag, seine Meinung tut bei Mortis‘ EP »Der Goldene Käfig« wenig bis nichts zur Sache. Denn der gute Mann liefert sieben beeindruckende Tracks ab, auf denen ausnahmslos jede Zeile auf den Punkt genau sitzt. »Ein gut gemeinter Rat kann andere motivieren, aber kein schlauer Spruch deinen Charakter korrigieren«, ist so ein Satz aus dem Titeltrack, der unabdingbar hängen bleibt. Oder aber diese Zeilen aus »Zuhause«: »Wo ich herkomme, gibt es Berge und Natur, Kreuze am Straßenrand und herrliche Ruhe.« Mortis, aufgewachsen im Südharz, bringt den Zwiespalt seiner Generation besser auf den Punkt als andere Künstler, sitzt da und seziert seine Beobachtungen aus der Hauptstadt. Oder ganz dumm geschrieben: Das hier ist echt. Kein Pathos, kein Gehabe, keine Ironie. »Tu es oder stirb, unabhängig bis zum Tod.« Direkte Sprache, direkte Ansagen, keine Schnörkel. Über jeden Vergleich, über jedes Bild, das genau auf den Punkt kommt, kann man Mortis feiern, denn das bekommen so nur ganz wenige hin. Technisch setzt er seine Texte dabei so perfekt um, dass jedes Wort ankommt. Da kommt selbst Marteria mit seinem Feature nicht gegen an. Die Produktion der EP hat Mortis auch gleich noch selbst geschmissen. Kein angestrengtes Sprengen von Konventionen, aber clever zusammengesetzte Instrumentals. Alleine »Engelsstaub«, das ist einfach unglaublich groß und wunderschön aufgezogen. Wie auch immer die aktuelle Diagnose für Deutschrap aktuell ausfällt, es ist für »Der Goldene Käfig« wirklich scheißegal. Denn Mortis liefert hier einfach großen Sport ab.
Der Goldene Käfig EP