Review Rock

Moonlove

May Never Happen

Concentric Circles • 2021

Man denkt, und das ist im bestmöglichen Sinne gemeint, dass man all diese Songs schon mal gehört hätte. Vielleicht früher auf VIVA 2, vielleicht beim Kiffen im Keller des einzigen Indie-Dudes der Schulkasse anno 1997, oder beim Knutschen auf einer Schuldisco; vielleicht wars auch viel später, beim Durchhören der kompletten Cherry-Red-Discography. Alles falsch. Nie gehört den Shit. Unmöglich, es wurden 25 (!) Kassetten von »May Never Happen« aufgenommen. 1985 in Ohio. So jedenfalls klangen melancholische Indie-Songs schon seit dem Zeitalter der Säbelzahntiegers und taten es noch bis zum Fall der Twin Towers. Einerseits müde, andererseits Bock auf alles. Hinreißend unschuldig und nonchalant dieser jungfräuliche Folk-Rock; dieser eingängige jingle jangle Gitarren-Pop geht direkt ans Allerwerteste. Aufgenommen wurde das Ganze mit einem Kassettenrecorder – der Lo-Fi-Sound drückt die Sentimentalitäten-Tube final so richtig durch. Sowas gräbt normalerweise Moopie mit seinem A Colourful Storm-Label aus, in diesem Fall aber sind Concentric Circles die Wohltäter, deren Kurator Jed Bindeman man vom ebenfalls hervorragenden Reissue-Label Freedom To Spend kennen könnte. Jetzt schnell alte Liebesbriefe lesen und eine Überdosis Tränen vergießen.