Alben wie »In Your Brain« passieren, wenn man die Musikgeschichte der letzten 30 Jahre ausblendet und einfach dort weitermacht, wo Psychedelic-Funk in Disco endete. Monophonics scheren sich nicht um Aktualität. Ihr drittes Album atmet die zeitlose Spiritualität von Sly Stone oder Curtis Mayfield in Kombi mit Psy-Rock-Anleihen der Spät-Sechziger. In bester Funkadelic-Manier dreht die sechsköpfige Formation am psychedelischen Fleischwolf, schnallt Wah-Wah auf die Rhythmusgitarren, taucht die Vocals von Keyboarder Kelly Finnigan in spirituelle Hallspiralen und akzentuiert knackige Bläsersätze auf ein treibendes Schlagzeugspiel. Momente wie »All Together« oder die Single »There’s A Riot Going On« implizieren den Revoluzzer-Geist jener Freidenker-Phase um 1968, lassen den Altrocker-Swag aber bewusst in der Grabbelkiste. Statt Bekanntes aufzukochen, wird der Kombination Funk/Soul/Psychedelic Rock eine 2012er Interpretation verpasst – ohne wahllos Elemente anderer Epochen hineinzuzwingen. Einer der Höhepunkte – das Sonny Bono-Cover »Bang Bang« – beweist eindrucksvoll, wie dieser kohärente Modus funktionieren kann: Ein minimalistisches Easy-Listening-Stück verwandelt sich zu einer progressiven Psychedelic-Soul-Oper, als hätte Norman Whitefield persönlich Regie geführt. Die analoge Studioumgebung aus Bandmaschinen, Vintage-Mikros und alten Effektgeräten summiert »In Your Brain« zu einer selbstbewussten Retrospektive, die zwischen Spaghetti-Western-Ästhetik und Sunshine-Acid wühlt. Kaum zu glauben, dass dieses Album von 2012 ist. Auf beschrittenen Pfaden zu wandeln, ist eben doch kein Zeichen kreativer Ratlosigkeit, sondern nur eine Frage des Anspruchs.
In Your Brain