Review

Molly Nilsson

Un-American Activities

Night School • 2024

Molly Nilsson hat sich in den letzten 16 Jahren eine musikalische Nische erschlossen, die so simpel wie genial ist. Auf nun 10+ Alben und diversen Singles versammelt sie farbbefreiten Synth-Wave für den kleinen Seufzer zwischendurch. Alles DIY. Alles in Eigenregie. Sie ist ihr eigenes Label, ihre eigene Bookingfirma, ihre eigene Band.

Auch auf »Un-American Activities«, das als kommunistisches Manifest zu verstehen ist, dreht die in Berlin lebende schwedische Musikerin wieder ihre Runden im eigenen musikalischen Kosmos. Der wird nur bedingt vergrößert, macht aber nichts. Kleine Mitternachtsballaden für den Heimweg wechseln sich auf unnachahmliche Weise mit in die Luft gestreckten Fäusten ab, die sich wortgewandt gegen die Gesamtscheiße stellen. Eine Art politisches Torkeln im Nebel. Frei nach dem guten alten Parental-Advisory-Sticker verkaufte sie T-Shirts mit dem Aufdruck »Empowering Content«. »They were never gone« singt sie über neuerstarkte rechte Deppen auf einem wackeligen Wave-Beat, während sie mit einem »The blacklist is the guestlist!« einen Song beendet, der Propaganda-Zeilen aus einem anti-kommunistischen Pamphlet der 40er zitiert. In Hall versenkter Synth-Pop, The-Cure-Gitarren, großzügig ausgestreute Rave-Erinnerungen und immer wieder diese nur gefühlt halbfertigen Keyboard-Momente. Die Revolution darf auch mal leiern.