Review Rock

Moin

Moot!

AD 93 • 2021

Unter dem Namen Raime prägten Joe Andrews und Tom Halstead maßgeblich die Ästhetik des im Jahr 2019 eingestellten Labels Blackest Ever Black mit einem Sound, der bassschwere Dubstep-Einflüsse und abstrahierte Techno-Grooves in eine Art Post-Post-Industrial-Gewand kleidete, während sich ihr von Drum’n’Bass, Dub und Weightless Grime inspiriertes Projekt Yally schon clubfreundlicher gab. Als Moin griffen sie allerdings für eine Split mit Pete Swanson und eine selbstbetitelte Debüt-EP noch tiefer in die musikalische Frühsozialisation zurück: Spartanischer, spröder Post-Punk und Gitarren-Drones waren die Parameter der vier in den Jahren 2012 und 2013 veröffentlichten Stücke. Dass Valentina Magaletti sich angesichts dieser weitgehend auf repetitiven Strukturen basierenden Mischung gut hinter den Drums machen würde, war irgendwie klar und doch überraschte die zum Trio erweiterte Band nach knapp acht Jahren weitgehender Funkstille mit der Ankündigung ihres Debütalbums »Moot!«. Über acht Stücke hinweg schlagen die drei dann auch eine etwas andere Richtung ein: Die mit noch mehr – und anscheinend dieses Mal nicht ausschließlich herbeigesampelten – Vocals versehenen Stücke sind reichhaltiger arrangiert und vor allem dynamischer. Songs, keine bloßen Tracks, mal spielerisch von aufreibenden Melodien, Noise-Rock-Riffs und abstrakten Basslines begleitet, mal nahezu psychedelisch. Die dräuende, trockene, verakterte Grundstimmung aber ist geblieben. Das liegt vor allem an Magalettis versiertem und doch aus der Kraft der Wiederholungen schöpfendem Spiel und ihren gelegentlichen Einsätzen als Sängerin beziehungsweise Sprecherin zwischen all den wohlbekannten Sample-Stimmfetzen. Aber genauso wohl daran, dass sich Andrews und Halstead auf noch mehr Feinheiten konzentrieren können, nachdem sie im Rahmen der halb live, halb im Studio eingespielten Aufnahmen die rhythmische Gestaltung weitgehend abgegeben haben. »Moot!« ist ein ebenso monochromes wie vielfältiges Album geworden und als verspätetes Debüt allemal bravourös ausgefallen.

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Moot!
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